die Werraquelle bei Siegmundsburg 

 

Werra-Burgen-Steig

 

Wo: Thüringen, Hessen, Niedersachsen

Start: Werraquelle bei Masserberg

Ende: Hannoversch Münden

Etappen: 16

Länge: rund 350 km, mit Zuwegen und Varianten sind wir ca. 380 km gewandert

 

Offizielle Webseite: www.wbs.werra-burgen-steig.de

                                www.werra-burgen-steig-hessen.de

ÖPNV:  www.db.de

             www.vg-wartburgregion.de

             www.nwm-esw.de

Karten:

Kompass Nr. 812 – Westlicher Naturpark Thüringer Wald

Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft mbH:

Rad- und Wanderkarte Wartburgkreis

Geo-Naturpark Frau-Holle-Land

Landkreis Hildburghausen

 

Offiziell wird der Werra-Burgen-Steig in 16 Etappen eingeteilt:

1: (Masserberg -) Werraquelle Fehrenbach – Werraquelle Siegmundsburg - Eisfeld, 24 km (+3 km)

2: Eisfeld – Hildburghausen, 17 km

3: Hildburghausen – Themar, 18,5 km

4: Themar – Meiningen, 32 km

5: Meiningen – Wasungen, 20 km

6: Wasungen – Breitungen, 26 km

7: Breitungen – Bad Salzungen, 28 km

8: Bad Salzungen – Vacha, 23 km

9: Vacha – Berka/Werra, 23,5 km

10: Berka – Ruine Brandenburg/Lauchröden, 15 km

11a: Ruine Brandenburg – Wartburg/Eisenach, 16 km

11b: Ruine Brandenburg – Creuzburg, 15 km

12: Creuzburg – Treffurt, 17,5 km

13: Treffurt – Kloster Hülfensberg, 17 km

14: Kloster Hülfensberg – Vatterode, 26 km

15: Vatterode – Burg Ludwigstein, 14 km

16: Burg Ludwigstein – Hannoversch Münden, 38 km

Der X5 sollte nicht mit dem X5H verwechselt werden. Aufgrund der deutschen Teilung lagen viele Abschnitte des Ende des 19. Jahrhunderts konzipierten Werra-Burgen-Steigs im Sperrgebiet und konnten nicht betreten werden. So entstand in Hessen ein alternativer Steig. Er ist mit dem Zeichen X5H markiert, 117 km lang und führt von Hannoversch Münden über Witzenhausen, Bad Sooden-Allendorf und Eschwege nach Nentershausen.

charakteristisch für das Werratal sind die vielen mittelalterlichen Kirchenburgen

 

Wir sind im Oktober/November 2025 den ursprünglichen Werra-Burgen-Steig mit der Markierung X5 bzw. blaues Quadrat gewandert. Er beginnt an der Werraquelle in Fehrenbach (3 km zu Fuß von Masserberg) und folgt dem Fluss und seinen Höhenzügen bis nach Hannoversch Münden, wo Werra und Fulda zusammenfließen und die Weser bilden.

Er ist ein - meiner Meinung nach völlig zu Unrecht - etwas aus dem Fokus der Touristiker geratener Wanderweg, zu dem es auch keinen Wanderführer gibt. Auf der Webseite zum Weg ist der Verlauf grob skizziert und sind die Sehenswürdigkeiten (die aber nicht immer direkt am Weg liegen) und die Orte an der Werra näher beschrieben. Dort ist auch der link zu den GPX-Daten auf Alltrails zu finden.

Zusätzlich habe ich mir die entsprechenden Wanderkarten besorgt und die Route auf Komoot nachvollzogen. Auf den Wanderkarten ist der Weg teils abweichend vom Wegeverlauf der Webseite eingetragen. Im Grunde ist man also frei, sich seine eigene Route zusammenzustellen. Wir haben manchmal den Werratalradweg benutzt, um zugewachsene Stellen zu vermeiden oder wichtige Sehenswürdigkeiten einzubinden. Die Markierung ist an Kreuzungen nicht zuverlässig vorhanden, Karte und Navigationsapp sind daher unerlässlich, aber damit haben wir uns gut zurecht gefunden.

In Hessen verläuft der X5 manchmal parallel zum X5H, und dann wieder auf einer abweichenden Route. An einigen Stellen wurde der X5H, weil er mittlerweile ein Premiumwanderweg ist, auf naturnähere Pfade umgelegt, aber die alte Markierung ist noch vorhanden. Das ist dann manchmal ein bisschen verwirrend, daher sollte an Kreuzungen kurz auf der App nachgeschaut werden, ob man noch in der Spur ist.

ein Muss - die Besteigung des Turmes der romanischen Basilika Herrenbreitungen mit der wunderbaren Aussicht 

 

Der Weg ist zum großen Teil sehr gut an den ÖPNV angebunden, denn durch das Werratal fährt eine Bahn. Dadurch war es uns möglich, auf den ersten zwei Dritteln des Weges mit nur wenigen Übernachtungsorten auszukommen. Nach dem Zielort Großtöpfer (liegt auf Etappe 14 kurz hinter dem Kloster Hülfensberg) habe ich in der Umgebung des nächsten Zielorts des X5 (Vatterode) keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Daher sind wir ab Kella (ca. 7 km hinter Großtöpfer) auf den X5H ausgewichen und bis Bad Sooden-Allendorf gewandert. Hier gibt es nicht nur zahlreiche Unterkünfte, sondern auch - wie in Bad Salzungen - eine Therme! Von dort aus kann man auf dem restlichen Weg bis Hannoversch Münden ab und zu zwischen X5 und X5H wechseln.

auf einem Grenzweg am Grünen Band bei Vacha

 

Das Werratal ist eine sehr attraktive und unterschätzte Wandergegend. Der Fluss mäandert in einem breiten Tal zwischen lieblichen Hügeln, vorbei an hübschen Fachwerkorten und Residenzstädten ehemals selbstständiger Fürstentümer. Viele Burgen, Klöster, Kirchenburgen und interessante Museen liegen am Weg, der auch zahlreiche Spuren der deutschen Teilung streift; immer wieder läuft man auf dem Grünen Band, dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR, an der Grenze. Der Werra-Burgen-Steig quert den Naturpark Thüringer Wald, berührt das UNESCO Biosphärenreservat Rhön, den Geo-Naturpark Frau-Holle-Land Werratal-Meißner-Kaufunger Wald, den Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal und den Naturpark Münden. Die Wege sind meist gut zu gehen, die Anstiege in der Regel eher moderat, nur zu den Burgruinen geht es steil hinauf.

Burgruine Brandenburg - zu DDR-Zeiten unerreichbar mitten im Sperrgebiet gelegen

 

Wenn dieser Weg nicht besonders beworben wird – was hat uns bewogen, ihn zu wandern? Der Werra-Burgen-Steig ist Teil meines Projektes, von Aachen nach Görlitz zu wandern (der erste Abschnitt war im Frühjahr der Barbarossaweg). Die kürzeste Strecke zwischen Deutschlands westlichster und östlichster Stadt verläuft auf dem Weg der Deutschen Einheit (WDE). Im Bereich des Thüringer Waldes nimmt der WDE den Rennsteig. Aufgrund von den Erfahrungen Anderer hatte ich Vorbehalte gegen ihn – ein Kammweg mit nur wenigen Aussichten, Nadelwaldtunnel, mittlerweile Borkenkäferschäden, lange Strecken entlang vielbefahrener Straßen, hieß es – und suchte nach einer Alternative.

Mein Fazit: wer auf dem WDE 150 km Umweg nicht scheut, der ist zwischen Masserberg und Hörschel auf dem Werra-Burgen-Steig auf einer wirklich attraktiven Wegvariante zum Rennsteig unterwegs! Und wer nicht nach einer Route zwischen Aachen und Görlitz sucht, sondern einfach nur eine nicht zu schwierige, schöne und erlebnisreiche Wanderung unternehmen will, der ist auf dem Werra-Burgen-Steig ebenfalls richtig.

auf dem Grünen Band beim Heldrastein

 

Im Vorfeld dieser Wandertour bin ich drei Etappen auf dem Rennsteig gewandert und hatte also Gelegenheit, meine Vorurteile zu überprüfen und die beiden Wanderwege direkt zu vergleichen. Bilder zu diesen Etappen findest du hier auf der WDE-Seite.

Mein Fazit: Beide Wanderwege verlaufen über lange Strecken auf breiten Forst- und Wirtschaftswegen und über Asphalt. Der Rennsteig bietet einerseits im Vergleich mehr Rastplätze, ist besser ausgeschildert, verläuft dafür aber nicht so naturnah. Straßen und Straßenlärm waren doch recht präsent, Borkenkäferschäden auch, wenn auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Der Werra-Burgen-Steig zeichnet sich dagegen durch einen wunderschönen Eichen- und Mischwald und malerische Flussauen aus. Die Forstwege schlängeln sich eher, als dass sie schnurgerade durch den Wald pflügen. Dadurch sind sie weniger monoton. Die Asphaltstrecken auf dem Werratal-Radweg, auf denen er manchmal verläuft, sind natürlich nicht so angenehm, wobei der Radweg meist nicht parallel zur Straße, sondern nah am Fluss geführt wird, so dass man trotzdem die Landschaft direkt erleben kann. Wir fanden diese Streckenabschnitte durchaus reizvoll. 

Der Rennsteig (jedenfalls auf den Etappen, die ich gegangen bin) verläuft manchmal kilometerlang genau neben der Straße oder ein paar Meter parallel zu ihr. Das ist ziemlich laut und öde, wobei die Wegeverantwortlichen sich um Alternativen bemühen. Dafür scheint die Infrastruktur insgesamt besser zu sein: zahlreiche, große, überdachte Rastplätze, Gasthäuser, Imbisse und die Rennsteighäuser bieten in regelmäßigen Abständen Schutz und Erholung. Wobei es auf dem Werra-Burgen-Steig zwar nicht ganz so viele, aber trotzdem ausreichend Bänke und überdachte Sitzplätze gibt.

Der Rennsteig war im Oktober gut besucht, auf dem Werra-Burgen-Steig dagegen begegneten wir kaum einem Wandernden, hatten allerdings viel Kontakt zu den Einheimischen. Wir wurden regelmäßig angesprochen und in ein nettes Gespräch verwickelt. Diese offene Art fanden wir sehr sympathisch. Wir haben so auf jeden Fall einen tieferen Einblick in das Leben in der Region bekommen.

Der Rennsteig wird touristisch sehr stark beworben, entsprechend finden hier auch große Wander- und Laufevents statt. Ich kann mir vorstellen, dass er, auch aufgrund seiner Infrastruktur, insbesondere für Gruppenwanderungen gut geeignet ist. Spannender wird der Rennsteig sicher, wenn man nicht nur auf dem Kammweg läuft, sondern zusätzlich die ausgeschilderten Rennsteigleitern in die Talorte bzw. die Rennsteigschleifen nutzt. So sind wir z.B. vom Gasthaus Hohe Sonne auf dem Rennsteig über die Drachenschlucht zur Wartburg und nach Eisenach gewandert, einem vielbegangenen, absolut lohnenswerten Klassiker.

Wer dagegen lieber etwas ruhiger unterwegs ist und schöne Mischwälder und weite Ausblicke liebt, wird sich an der Werra wohler fühlen. Mir persönlich hat der Werra-Burgen-Steig jedenfalls besser gefallen als der Rennsteig, und mir erschließt sich nicht, warum der eine Weg so intensiv und der andere gar nicht beworben wird. (Deshalb bin ich jetzt an dieser Stelle so ausführlich geworden.)

auf dem X5H bei Bad Sooden-Allendorf 

 

Unsere Etappeneinteilung:

Masserberg – Eisfeld Bahnhof, 27 km

Eisfeld – Reurieth, 26 km

Reurieth – Vachdorf, 19,5 km

Vachdorf – Meiningen, 22 km

Meiningen – Wasungen, 22,5 km

Wasungen – Breitungen, 27 km

Breitungen – Bad Liebenstein, 15 km

Bad Liebenstein – Bad Salzungen, 16,5 km

Bad Salzungen – Vacha, 25 km

Vacha – Gerstungen, 28 km

Gerstungen – Hörschel, 19 km

Hörschel – Treffurt, 25 km

Treffurt – Großtöpfer, 19,5 km

Großtöpfer - Bad Sooden-Allendorf, 22 km

Bad Sooden-Allendorf – Witzenhausen, 25 km

Witzenhausen – Gasthaus Letzter Heller, Lippoldshausen, 25 km

Letzter Heller – Weserstein – Bahnhof Hannoversch Münden, 7,5 km

Übernachtet haben wir für jeweils 4-5 Nächte in Meiningen, Bad Salzungen und Eisenach, dann eine Nacht im Gutshof Vogt in Großtöpfer, in Bad Sooden-Allendorf, in Witzenhausen und im Gasthof Letzter Heller/Hotel Schlafschön kurz vor Hannoversch Münden. Am Anreisetag haben wir im Hostel am Bahnhof in Suhl übernachtet (tolle Nachnutzung eines denkmalgeschützten Nutzbaus), und am nächsten Morgen einen Bus zum Start in Masserberg genommen (so haben wir die für uns doch ziemlich lange Anreise gut unterteilt, und sind abends noch durch die schöne Innenstadt von Suhl gestreift).

am Ziel